Julia Überreiter, lives and works in Vienna (Austria)

http://www.juliaueberreiter.com/

Ein inneres Unbehagen erfasst mich angesichts einer auf Verwertungslogik ausgerichteten Gesellschaft, die das Leben zum Wettlauf gegen die Zeit macht. Überschattet von dem bedrohlichen Bewusstsein über die eigene Austauschbarkeit und Ersetzbarkeit bleibt kein Raum zum Suchen, zum Scheitern, Ausprobieren und Flanieren auf Umwegen.
Erschöpft nach einem Tag, an dem wir uns wieder einmal selbst übertroffen haben, frönen wir dem Freizeitstress. Ausgelaugt lassen wir uns durch die Reizüberflutung der Eventtempel benebeln oder von aufgeblasenen Emotionslawinen diverser Fernsehkanäle mitreißen. Stets mit der fahlen Hoffnung, der Glanz und Glamour unserer Leinwandhelden und Idole möge uns über unsere eigene Leere hinwegtäuschen. Dieser Hohlraum wird ständig gefüttert und zwischen dem "Teilen" und "Liken" befinden wir uns in einem wiederkehrenden Kommunikationsrausch.

In Anbetracht der auf Hochglanz Polierten und Retuschierten, mag uns der eigene Körper wie ein lästiger Makel erscheinen. Geblendet und verführt von einer unüberwindbaren Bilderflut geben wir uns einem erfüllungsverheißenden Kompensationskonsum hin - orientierungslos und oft am Scheitern, das wir zu verbergen suchen. Denn durch das "Haben" wird uns ein "Sein" und "Erleben" suggeriert, womit wir unsere Individualitätsneurosen pflegen können.

Es sind die alltäglichen Fragen, die mich beschäftigen. Fragen, die uns täglich konfrontativ und beharrlich begegnen. Systeme, in die wir hineingeboren werden, um dann entweder wieder hinausgeworfen zu werden oder in ein neues Ordnungssystem katapultiert zu werden. Fragen der Menschlichkeit, des Miteinanders aber auch des Gegeneinanders, die mich berühren. Fragen über (unsere) Geschichte.
Fragen über Fragen, die unangenehm sind und manchmal niemand ehrlich beantworten will oder kann, denn auch Antworten können uns schnell in eine bestimmte "Schublade" stecken.
Es ist der Widerstand gegen diesen Zeitgeist, der meine Arbeit antreibt. Das Fehlen der leisen Schritte im Getöse der Übermedialisierung, die uns zeigen will, wie das Leben funktioniert.

In einer Welt, die auf den Konsum von Massenartikeln ausgerichtet ist, steht das Recyceln und Einarbeiten von abgestoßenen Restmaterialien als logische Konsequenz immer wieder im Zentrum meines Interesses. Die zugrunde liegende Ästhetik von Altmetall dient einerseits als Inspirationsquelle und steht zugleich im Kontext mit den jeweiligen soziopolitischen Themen in den Bereichen Installation, Skulptur und Mixed Media.
Das Medium Fotografie nutze ich vor allem in Form von Selbstinszenierungen als Mittel, um geschlechtsspezifische Darstellungskonventionen, die meist unreflektiert in den Massenmedien eingesetzt werden, in Frage zu stellen. Dahinter steckt oft ein enormer physischer Kraftaufwand, der auf den ersten Blick nicht unbedingt erkennbar ist, aber auch einen wesentlichen Aspekt im Kontext darstellt.
Seit 2022 beschäftige ich mich auch mit abstrakter Malerei und lasse dabei meinem Unbewussten freien Lauf.

Bildende Kunst bedeutet für mich - in Beziehung zu treten - mit Menschen und Themen, die mich berühren. Sie ist mein Sprachrohr für Kommunikation, aber auch für mein Aufbegehren. Dazu braucht es den Diskurs, ein miteinander Austragen.

Nicht zu vergessen >> Humor ist, wenn man trotzdem lacht, denn auch der Galgenhumor sollte nicht zu kurz kommen und kann sehr hilfreich sein, wenn man diesen "Zirkus" ÜBER-stehen möchte ;)

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